Fremde Tierarten, die bewusst durch den Menschen in ein anderes Gebiet eingebracht werden, bezeichnet man als Neozoen. Dabei geht es nicht nur um jene Arten, die in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt haben, sondern um all jene Arten, die seit  dem Jahr 1492 in ein neues Gebiet gelangten.
Schlangenkopffische wurden im asiatischen Raum als Speisefisch in viele Regionen eingebracht, in denen diese ursprünglich nicht heimischen waren und die sie über natürliche Wasserwege nicht hätten erreichen können.  Dabei handelt es sich zumeist um Channa striata , Channa marulia und Channa micropeltes.

Das bekannteste Beispiel der Faunenverfälschung am Beispiel der Schlangenkopffische, dürfte das Auftreten von Schlangenkopffischen in Nordamerika darstellen.   Wobei vereinzeltes Auftreten von Schlangenkopffischen in nordamerikanischen Gewässern nie selten waren.
Es wurden regelmäßig lebende Exemplare auf den Fischmärkten, aber auch in den großen Supermarktketten angeboten, in Arkansas gab es sogar eine eigene Zuchtfarm für Channa argus.

Es gibt Berichte von
1997 - Kalifornien
2000 - Florida
2001 - Massachusettes
2002 - North Carolina / Lakw Wylie
2002 - Crofton/Maryland
2004 - Chicago
2005 - Queens /New York
2008 - Wawayanda River / New York

Richtig public wurde die Situation erst, als ein Fischer im Jahre 2002 in Crofton sowohl erwachsene Schlangenkopffische , als auch Jungtiere gefangen hat.
Die mediale Präsenz war gegeben, und der "Frankenfisch" war geboren.
Geschichten über "böse" Fische, die über Land wandern, Nahrung an Land zu sich nehmen und alles angreifen, was ihnen in die Quere kommt füllten die Boulevardzeitungen.
Von Politikern wurde dieser Fisch als "Ökoterrorismus" tituliert.
Kurzzeitig war der kleine Weiher in Crofton ein Magnet für Journalisten aus dem ganzen Bundesstaat.
Natürlich waren auch Angler vor Ort und es konnte bestätigt werden, dass sich in diesem Weiher eine sich reproduzierende Population von Channa argus befindet.
Dies führte zu einigen fatalen Fehlentscheidungen, sehr schnell wurde der Importe aller Schlangenkopffische und deren Haltung  und Nachzucht im Aquarium verboten, auch die kommerzielle Nutzung der Tiere wurde mit sofortiger Wirkung verboten.
Ich erinnere kurz daran, dass zu diesem Zeitpunkt viele Restaurants und Fischläden lebende Channa argus angeboten haben - ob diese alle euthanasiert wurden, oder ob zu diese, Zeitpunkt nicht besonders viele Tiere ausgesetzt wurden, ist nicht übermittelt.
Im nächsten Schritt wurde von der Naturschutzbehörde (Behörde für Fischerei) beschlossen, dass das Gewässer mit Herbiziden und Pisciziden (Rotetone) behandelt werden sollte. Diese Fischgifte sollten alle Channa argus in diesem Gewässer vernichten.
Hätte  man vielleicht im Vorfelde jemanden gefragt, was passiert, wenn das Gewässer von Schlangenkopffischen chemisch angegriffen wird, dann hätte man vielleicht folgendes erfahren.
Der Schlangenkopffisch stellt die Kiemenatmung ein und geht zur Luftatmung über, daraufhin wird er versuchen das Gewässer zu verlassen.

Leider war dieser Teich nur durch einen schmalen Damm von einem kleinen Fluß getrennt, dem Little Patuxent River. Dieser fließt irgendwann in die Chesapeake Bay - die aufgrund der Salinität eine weitere Verbreitung verhindern würde - wäre da nicht wieder die Fähigkeit von Channa argus über feuchtes Land zu wandern.
Im Jahre 2004 wurden dann mehrere  Exemplare aus dem Potomac River einem riesigen Flusssystem im Osten der USA gefangen.  Der Potomac River steht nicht in direkten Kontakt zum Little Pazuxent River, kann aber über Umwege und kleine Wasserwege von dort erreicht werden.
Die Behörde, welche die Vergiftung des Weihers in Crofton veranlasst hat, bestreitet allerdings jegliches Auftreten von Channa argus in der Chesapeak Bay sowie dem Potomac im Zusammenhang mit den Tieren aus Crofton.

Von da an, stand einer weiteren Verbreitung von Channa argus im Osten der USA nicht mehr viel im Weg - zwar wird dieser Fisch bis heute erbarmungslos durch Elektrofischerei und Angelvereine bekämpft und es ist illegal einen Channa argus zu fangen und nicht zu töten, trotzdem ist  Channa argus nun ein Teil der Tierwelt der östlichen Bundesstaaten.

Chronographie:
14.05.2002 =      45cm Tier in einem Regenrückhaltebecken (1,8 ha)in Crofton
                            6 Alttiere und mehr als 1.000 Jungtiere folgten in den nächsten Monaten
18.08.2002 =      Der Weiher wird mit Herbiziden vergiftet
04.09.2002 =      Der Weiher wird mit Rotenon vergiftet
                           Kein weiterer Channa argus wurde in diesem Rückhaltebecken gefunden
26.05.2004 =      In den Gewässern der Chesapeak "Seenplatte" werden 4 Channa argus gefangen
07.06.2004 =      Der erste Channa wird im Zufluss des Potomac Rivers gefangen

Bis Oktober wurden 19 Channa argus im Potomac River gefangen.  Darunter drei laichvolle Weibchen.
Seit Oktober 2004 folgten etliche Nachweise aus verschiedenen Flusssystemen in den östlichen Bundesstaat der USA
Ein "schuldiger" war schnell gefunden, angeblich wurden die Channa argus in dem Teich in Crofton von einem Chinesen ausgesetzt, der die Tiere als Glücksbringer für seine kranke Frau auf dem Fischmarkt gekauft hat. Nachdem die Frau gesundet ist, hat er den Tieren die Freiheit geschenkt. Andere Geschichten berichten, dass der Chinese die Tiere züchten wollte, als Speisefisch...
Wer sich die Bilder der nordamerikanischen Channa argus die so im Internet kursieren angeschaut hat, und sich mit den Tieren auskennt, wird erkennen dass es sich nicht bei allen Tieren um Channa argus handelt - der Großteil der Fische sind Hybriden (argusXmaculata)aus der Aquakultur, wobei auch (besonders in New York) echte Channa argus warpachowski unter den Tieren  sind.

Genauer lässt sich das Ganze an einer DNA-Untersuchung aus dem Jahre 2005 festmachen.
Bei dieser Studie wurde das Erbgut der Crofton Tiere mit 30 Tieren aus anderen Teilen der USA verglichen, hierbei hat sich herausgestellt, dass die Tiere in 7 verschiedene Haplotypen einteilen lassen - was einen Ursprung auf die beiden Tiere, die ausgesetzt wurden nicht rechtfertigt.
Zumindest 2005 gab es sehr viele verschiedene Channa argus Typen - in wie weit das Verbot für Schlangenkopffische und die künstliche Stigmatisierung durch die Medien, dazu geführt haben, dass noch mehr Tiere ausgesetzt wurden, lässt sich nicht prüfen.
Der rapide Anstieg und die expolsionsartige Verbreitung lässt allerdings nur zwei Schlüsse zu.
 1. Es gab schon viel länger, viel mehr Channa argus in den USA als angenommen
2. Aufgrund der Prohibition wurden weitere Tiere ausgesetzt.
Die Geschichten um die Monsterfische sind rar geworden, man hat sich arrangiert, es gibt diese Fische und man muss mit ihnen leben, man wird sie nicht mehr eliminieren können, man muss sie aber auch nicht stigmatisieren.
Doch wie wirkt sich dieser Neubürger auf seine Umwelt aus?
Befürchtet wurde, dass dieser Top Predator die heimische Tierwelt gefährdet, wobei es hier mehr Befürchtungen der Sportfischer um ihre (teilweise) hybridisierten und sterilen Satzfische ging, als um wirklich artenschutzrelevanten Themen.

Eine Studie aus dem Jahre 2014 besagt, dass sich die Biozönose, das heißt die Gemeinschaft verschiedener Arten in einem Biotop, durch das Auftreten von Channa argus in diesem Biotop nicht verschlechtert hat. Die Maßnahmen zur Befischung, Trockenlegung und Vergiftung von Gewässern in denen Channa argus gefunden werden konnte, waren im Nachhinein deutlich umweltschädlicher als dieser Neozoe.
Andere Berichte sprechen von einem deutlichen Rückgang einzelner Fundulus sp. Populationen und die Sportfischer machen Channa argus verantwortlich für den Rückgang einiger heimischer, aber vor allem auch hybridisierter Sportfische (Barschartige).

Das Verbreitungsgebiet von Channa argus in Nordamerika ist hauptsächlich auf die Ostküste in Verbindung mit dem Potomac River beschränkt.
Allerdings gibt es auch vereinzelte Nachweise aus den großen Seen im Norden, von einer etablierten Population kann man hier aber nicht sprechen. Ebenso sind sporadische Nachweise von der kanadischen Grenze und aus Kanada nicht eindeutig geprüft.
Verwechslungen mit dem Kahlhecht (Amia Calva) sind häufig.
 Gefahr für Europa?
Um 1949 wurde in Tschechien ein Versuch einer Aquakultur von Channa argus gestartet.
Informationen über diesen Versuch sind rar,  spätestens seit den 1970er Jahren wurden keine Tiere mehr in dem See oder in der Umgebung von Moska  gefunden.
Die in den 60er Jahren im Aralsee ausgesetzten Channa argus haben sich in Kasachstan und Uzbekistan verbreitet und gehören heute zur dortigen Fischfauna, ohne dass größere ökologische Probleme nachgewiesen sind.
Wie am Beispiel aus der USA zu erkennen, besteht immer die Gefahr einer Faunenverfälschung, wenn exotische Fische aus medizinischen oder Speisezwecken gehalten, gezüchtet und gehandelt werden. Dadurch das Channa argus in vielen Restaurants erhältlich waren kam es auch dazu, dass viele Tiere ausgesetzt wurden, das Verbreitungsgebiet und die verschiedenen Haplotypen beweisen eindeutig, dass die Tiere nicht von 2 ausgesetzten Individuen aus dem Teich bei Crofton stammen können.

Channa argus ist kein geeigneter Aquarienfisch und obwohl diese Art in den 70er und 80er Jahren häufig im Handel auftrat, wurde noch kein Channa argus in Europa gefangen.
Solange Channa argus also nicht als Speisefisch entdeckt wird und es zu keinen großen Importen als Aquarienfisch kommt, besteht meiner Meinung nach keine Gefahr.
Ich versuche den Großhandel über diese Tiere zu informieren und versuch zu verhindern, dass diese Tiere in großer Zahl importiert werden, weiterhin habe ich einen ausbruchsicheren Gartenteich in dem ich prüfe ob Channa argus in unserem gemäßigten Klima den Winter überlebt und ob unsere niedrigen Temperaturen ausreichen, dass sich diese Art vermehrt.
Die Erfahrungen der letzten 3 Jahre zeigen, dass die Tiere den Winter überleben, sich aber bei unseren Temperaturen nicht vermehren, da der Frühling zu lang und der Sommer zu kurz ist, kommt es anscheinend nicht zur notwendigen Gonadenreife.  Hamburg ist aber auch nicht Freiburg, Freiburg ist nicht Nizza und Nizza ist nicht Rom, die Gefahr einer potentiellen Ansiedlung von Channa argus ist allgegenwärtig und die gilt es zu verhindern.
Das UK ist einen Schritt weiter gegangen, auf der Insel ist die Haltung von Channa argus nur mit einer Lizenz möglich!

Die größte Gefahr für alle Schlangenkopffischhalter geht davon aus, dass ein Aquarianer irgendwo in Europa einen Channa argus in die Freiheit entlässt und dieser nach Tagen oder Jahren von einem Angler gefangen wird und der medial erfolgreiche "Frankenfisch" Europa erreicht.
Die EU plant seit Jahren ein Gesetz zur Eindämmung potentiell invasiver Tierarten, am Beispiel anderer Länder,  zu diesen potentiell invasiven Tierarten gehört auch Channa argus.
Sollte also irgendwo ein Channa sp. in irgendeinem Gewässer auftauchen, dann kann es dazu führen, dass von heute auf morgen auch in Deutschland/Europa alle Schlangenkopffische verboten werden.
Das viele Arten nicht potentiell invasiv sind ist dann nicht ausschlaggebend.
Ich bin ein Gegner von generellen Verboten, denn es gibt immer Halter, für jedes Tier, die die Tiere artgerecht und sicher halten können, die nicht auf die Idee kommen die Tiere in die Freiheit zu entlassen und ähnliches. Es gibt aber auch Fischhalter, die nicht wissen was sie da eigentlich machen, die einen kleinen Schlangenkopffisch kaufen und mit 30cm bemerken, dass er für das Meteraquarium nicht geeignet ist. Diese Fischhalter sind es, die Fische in die Natur entlassen, deshalb finde ich Ideen zur Regelung für bestimmte Tierarten nicht verkehrt, wenn sie nachhaltig und von Fachleuten ausgearbeitet werden. Wir brauchen kein generelles Importverbot dieser Art, aber dieser Fisch hat nix im Einzelhandel zu suchen, dieser Fisch sollte nicht für Jedermann zugängig sein. Eine Melde- oder Buchhaltungspflicht wäre meiner Meinung nach eine Möglichkeit die Gefahr zu minimieren.
Egal wie sich die Situation entwickelt, es gilt jetzt und für immer:

 


NIEMALS SCHLANGENKOPFFISCHE - EGAL WELCHE ART - IN HEIMISCHEN GEWÄSSERN AUSSETZEN!

 


NIEMALS SCHLANGENKOPFFISCHE IN UNGESICHERTEN GARTENTEICHEN HÄLTERN